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Gitte mit Puppenwagen.

Bild: (c) Josef Dornig jun.

Gitte Dornig als  Kind mit Puppenwagen.

ÜBER DAS SCHICKSAL DER GOTTSCHEER

 

(1941/42 und 1945)

 

DIE SEELE DER VERLORENEN GOTTSCHEER HEIMAT

 

 

Sie wurden umgesiedelt,

sie ließen vieles zurück.

Sie wurden vertrieben,

sie ließen alles zurück.

 

Was bleibt -

ist die Erinnerung.

Bilder der Vergangenheit

begleiten sie ein Leben lang.

 

Entwurzelt suchten sie sich

eine zweite Heimat,

eine dritte Heimat

und begannen ein neues Leben.

 

Durch innere Verbundenheit,

Pflege ihrer Kultur, Mundart und Lieder

finden die Gottscheer und ihre Nachkommen

die Seele ihrer verlorenen Heimat wieder.


 

 

ÜBER DAS SCHICKSAL DER GOTTSCHEER (1941/42)

DIE SEELE DER VERWUNDETEN GOTTSCHEER HEIMAT

 

 

Viele verließen Stadt und Land,

wenige blieben zurück.

Trauer um Menschen,

die man liebte, und nun vermisst.

 

Ungewißheit und Ängste

vor der Zukunft brachten Verzweiflung.

Schwere, schmerzvolle Jahre folgten.

 

Fremde Menschen kamen,

vieles wurde verändert.

Manches blieb, wie es war.

 

Wunden heilten,

Narben blieben zurück.

Ein anderes, neues Leben begann.

 

Die Seele der Heimat

vereint die Gottscheer

über alle Grenzen.

Brigitte Hübner-Dornig

27.8.2016



 

ÜBER DAS SCHICKSAL DES GOTTSCHEER VOLKES

Nach dem Verlust der Heimat und

nach der Flucht am Ende des zweiten Weltkrieges

ließen sich die meisten von uns in Österreich,

Deutschland oder Übersee nieder.

Über vergangenes Leid zu reden oder zu klagen

blieb wenig Zeit.

Es galt, die Kraft in uns zu stärken,

um ein neues Leben aufzubauen.

An die Gottscheer Heimat denkt man sehr gerne zurück.

Man möchte das Brauchtum, das Liedgut und die gottscheerische Mundart weiterhin pflegen und den Nachkommen vermitteln.

Brigitte Hübner - Dornig
 

Graz, 2.9.2011

 

 

GOTTSCHEER BÜRGERINNEN

Bekannt als selbstbewusst, dynamisch, arbeitsam,

unternehmungsfreudig und gläubig schätzten sie das schöne Zuhause

mit ihrem Ehemann und ihren Kindern,

deren Obhut und vielseitige Förderung

ihnen auch ein wesentliches Anliegen war.

 

Untereinander bestand eine freundschaftliche Verbundenheit.

Das Handarbeiten war allgemein sehr beliebt,

Stickereien und das Stricken eines Kleides etwas Besonderes.

 

Teilweise waren sie als Geschäftsfrauen,

Gastwirtinnen oder Lehrerinnen tätig.

In jungen Jahren hatten sich nicht wenige

in Amerika durch ihre Arbeit Ersparnisse erwerben können.

 

Der Turnverein wurde von ihnen gerne besucht.

Im Sommer lud die Rinse in der Stadt zum Baden,

im Winter durch die dicke Eisdecke

zum Schlittschuhlaufen ein.

Für das Rodeln und Skifahren gab es ebenfalls Begeisterte.

 

Bei Theateraufführungen und Singspielen

wirkten manche unter ihnen mit.

Im gemischten Chor sangen sie

bei verschiedenen Anlässen.

Das Salonorchester war unter den Männern

mit einer Klavier- bzw. Harmoniumspielerin besetzt.

 

Die Gottscheerinnen in der Stadt führten

ein reichhaltiges, gesellschaftlich intensives,

ausgefülltes, glückliches Leben.

Brigitte Hübner-Dornig Graz, 31.8.2011

KINDER IM KRIEG

Augenblicke der Angst begleiten sie.

Die Sirene heult!

Ein Kind läuft aus dem Haus,

schaut angstvoll zum Himmel,

sieht im tiefen Blau Silbernes blitzen

und schon kracht es fürchterlich.

 

Schutzsuchend stürmt es zurück ins Haus.

Ein fremder Mann in Arbeitskleidung nimmt es in die Arme.

Es fühlt sich geborgen, gerettet.

Die Sirene heult!

 

Tiefflieger rasen über das Barackengelände.

Dort gab es Schulunterricht.

Ein Mädchen ist mit dem Fahrrad auf dem Heimweg.

Sie schießen herunter, tak, tak, tak ……………

 

„Werden sie mich treffen?“ denkt es sich.

In Panik fährt es gegen eine Barackenwand,

stürzt, rutscht unter ein stehendes Lastauto,

bleibt liegen bis die lebensbedrohenden Geräusche verschwunden sind.

 

Am Land hört man keine Sirenen.

Es scheint Frieden zu sein.

Es täuscht.

Die Stellungsgräben für die Soldaten

- von Frauen ausgeschaufelt -

erinnern an den Krieg.

Schulkinder werden eingesetzt,

den kahlen Erdboden der Tarnung wegen mit kleinen, ausgestochenen Rasenstücken zu belegen.

Plötzlich ein Brummen, ein Dröhnen, die Bomber!

Die Schulkinder laufen in den nahen Wald,

verstecken sich in Gebüschen.

 

Dann hören sie das Jaulen der Tiefflieger.

„Werden sie etwas erkennen,

uns bemerken?“

fragen sich die Kinder,

zittern vor Angst,

kuscheln sich zusammen.

Die Flieger entfernen sich wieder.

Die Gefahr ist vorbei.

Die Erinnerung an die Angst bleibt.

 






CHRISTBÄUME?

 

Nein, nicht Christbäume zur Weihnachtszeit,

zur Kriegszeit!

Sie sind gefürchtet,

sie erhellen den Nachthimmel,

lassen Zielpunkte erkennen.

Das blitzende Leuchten

macht Erwachsenen und Kindern Angst,

sie wissen,

darauf folgen Bomben.

 

Jeder ist glücklich,

noch einen Bunker zu erreichen,

um Schutz zu finden.

 

Denkt jemand an einen Bombentreffer auf den Bunker?

Dieser Gedanke wird verscheucht –

es könnte das Ende eines Lebens bedeuten.

27.8.2016

 

 

DAS SCHWERE LOS DER GOTTSCHEER

 

Im 14. Jahrhundert ein verwildertes Gebiet urbar gemacht,

mit großem Verzicht, viel Kraft und Fleiß aufgebaut,

vor feindlichen Überfällen verteidigt,

nach Zerstörungen wieder aufgebaut,

das Land mit fast 200 Dörfern noch vergrößert,

mit unzähligen, schwer erarbeiteten Bauernhöfen bereichert,

eine sehenswerte Stadt mit hohem Lebensstandard gegründet,

eine Blütezeit erreicht.

 

Das geliebte Land hinter sich lassen müssen,

das mühevoll erworbene Besitztum in der Heimat verloren,

in der neuen „Heimat“ den Ersatz nicht gefunden,

den Unbillen des 2. Weltkrieges ausgesetzt, aus dem neuerlich geschaffenen Heim vertrieben,

gezeichnet und seelisch gebrochen,

den Tod mancher Angehöriger und vieler Landsleute verkraftend,

in das Nachbarland um das eigene Leben zu retten geflüchtet,

fern der Heimat, im Nullstand, ein neues Leben begonnen.

 

Brigitte Hübner-Dornig

 

Graz, 25.7.2014

DAS GOTTSCHEERLAND

 

Eingebettet im Grün der sanften Hügel liegt Gottschee,

einst die kleine Stadt des Gottscheerlandes,

der Mittelpunkt des Geschäfts- und Kulturlebens des dort

im 14. Jahrhundert angesiedelten, deutschsprachigen Volkes.

Das Heimatbewusstsein und der Zusammenhalt

der Gottscheer waren groß.

Mit eisernen Kräften wurde das Land gerodet und aufgebaut.

 

Die Menschen in den Dörfern mussten schwere Arbeit leisten

und führten ein bescheidenes Leben.

Trotz mühevollem Schulweg besuchten

auch viele Kinder vom Land das Gymnasium in Gottschee.

Manche erhielten einen Kostplatz oder

eine Schlafmöglichkeit in der Stadt.

Ein auswärtiges Studium danach war nur

mit sehr großen Entbehrungen möglich.

 

Die Stadtbewohner konnten durch ihre Arbeit

in unterschiedlichsten Berufen höhere Einkünfte erzielen

und zum Großteil ein wohlhabendes Leben führen.

Entgegen der Landkinder wurden

die Stadtkinder zu keiner Arbeit herangezogen.

Ihr Schulweg war kurz und bequem.

Ihre Eltern konnten ihnen neben der Schulausbildung

eine sorgenfreie, schöne Jugendzeit bieten.

 

Durch schicksalhafte Wendungen leben

die Gottscheer in verschiedensten Teilen der Erde.

Viele konnten ihrem Namen Ehre erweisen.

Viele bewahren das Gottscheerische tief in ihrem Herzen.

 

Brigitte Hübner-Dornig Graz, 21.7.2011

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